Wie der Gerinnungswert im Gleichgewicht bleibt
Dr. med. Jens Heidrich erklärt, warum manche Menschen einen Gerinnungshemmer benötigen und stellt das Gerinnungs-Selbstmanagement vor, mit dem Patienten Ihren Gerinnungswert eigenständig im Blick haben.
Wann müssen gerinnungshemmende Medikamente eingenommen werden?
Nach dem Einsatz einer künstlichen Herzklappe reagiert der Körper mit einer erhöhten Gerinnbarkeit des Blutes. Es kann sich ein Blutgerinnsel, der sogenannte Thrombus bilden. Diese Gefahr besteht ebenfalls beim Vorhofflimmern, da hier das Blut unregelmäßig oder zu langsam fließt, sowie bei einer Gerinnungsstörung. Um dies zu vermeiden, werden gerinnungshemmende Medikamente eingesetzt, auch „Blutverdünner“ genannt.
Wie wirken gerinnungshemmende Medikamente?
Es gibt verschiedene Gruppen gerinnungshemmender Medikamente. Häufig werden so genannte Vitamin K-Antagonisten eingesetzt. Ihr Name leitet sich aus ihrer Wirkweise ab, denn sie sind Gegenspieler von Vitamin K, das aus der Nahrung aufgenommen und von unseren Darmbakterien gebildet wird. Vitamin K (K wie Koagulation = Gerinnung) ist sehr wichtig für die Blutgerinnung. Werden Vitamin K-Hemmer eingenommen, gerinnt das Blut langsamer und die Gefahr einer Thrombose sinkt. Mittlerweile gibt es auch die so genannten direkten oralen Antikoagulanzien – kurz DOAK – die nach jetziger Auffassung keine Kontrolle des Gerinnungswertes mehr erfordern.
Wie lässt sich der Grad der Gerinnungshemmung messen?
Zur Kontrolle einer gerinnungshemmenden Behandlung mit Vitamin K-Antagonisten wird Blut aus der Vene oder aus der Fingerkuppe entnommen. Die Zeit, die es braucht, bis das Blut geronnen ist, kann man im Labor mit einem sogenannten Koagulometer messen. Man kann jedoch den Gerinnungswert auch sehr zuverlässig mit einem kleinen, mobilen Messgerät direkt am Patienten messen. Patienten können sogar zu Hause jederzeit ihre Gerinnung überprüfen. Das Ergebnis wird als so genannter INR-Wert ausgegeben.
Was bedeutet INR-Wert?
Der INR-Wert bedeutet International Normierte Relativzeit. Diese weltweit gängige Einheit gibt an, in welchem Maß die Blutgerinnung verlangsamt ist. Bei einem Patienten mit einem INR-Wert von zwei dauert es etwa zweimal so lange, bis das Blut gerinnt – verglichen mit einem Menschen, der keine Gerinnungshemmer einnimmt. Die Überprüfung des INR-Wertes zur Überwachung der Therapie geschieht in der Regel durch den Hausarzt, doch besteht für Patienten auch die Möglichkeit, ihren INR-Wert selbst zu messen, was viele Vorteile hat.
„Mit dem Selbstmanagement gewinnt der Patient Vertrauen in die Therapie und verliert die Angst vor Blutungen und Thrombosen.“